13. Mai 2025
Die Nachlassgerichte in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen.
Lange Bearbeitungszeiten, uneinheitliche Entscheidungen und eine zunehmende
Komplexität der Fälle belasten Erben, Testamentsvollstrecker und
Nachlassverwalter. Eine aktuelle Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Erbrecht im
Deutschen Anwaltverein (DAV) zeigt, dass viele Nachlassgerichte überlastet
sind. Gleichzeitig plant der Gesetzgeber eine weitreichende Übertragung von
Aufgaben von Richtern auf Rechtspfleger – ein Vorhaben, das in der Fachwelt
auf Kritik stößt.
In diesem Artikel beleuchten wir die aktuelle Situation der Nachlassgerichte,
analysieren die geplanten Änderungen und zeigen auf, welche Lösungen sinnvoll
wären. Zudem erklären wir, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf Erben
und Testamentsvollstrecker haben.
Inhaltsverzeichnis
- Das Wichtigste in Kürze
- Aktuelle Probleme der
Nachlassgerichte
- Kritik an der geplanten
Zuständigkeitsverlagerung
- Lösungsvorschläge für eine bessere
Nachlassgerichtsbarkeit
- Praktische Auswirkungen auf Erben und
Testamentsvollstrecker
Das Wichtigste in Kürze
- Überlastung der Nachlassgerichte: Lange
Bearbeitungszeiten und uneinheitliche Entscheidungen führen zu Frustration
bei Erben und Testamentsvollstreckern.
- Geplante Reform: Der Gesetzgeber will mehr Aufgaben
von Richtern auf Rechtspfleger übertragen – ein Vorhaben, das auf Kritik
stößt.
- Kritikpunkte: Erbrechtliche Fälle sind oft komplex und
erfordern richterliche Erfahrung. Eine pauschale Aufgabenverlagerung
könnte zu Fehlentscheidungen führen.
- Lösungsvorschläge: Spezialisierte Nachlassgerichte
und bessere Fortbildung könnten die Qualität der Entscheidungen
verbessern.
- Praktische Folgen: Erben und Testamentsvollstrecker
sollten sich rechtlich beraten lassen, um Fehler zu vermeiden.
Aktuelle Probleme der Nachlassgerichte
Eine aktuelle
Umfrage des DAV zeigt, dass viele Nachlassgerichte mit
folgenden Problemen kämpfen:
- Lange Bearbeitungszeiten: Erbscheinsanträge und
Testamentsvollstreckerbestellungen dauern oft Monate.
- Uneinheitliche Entscheidungen: Je nach Gericht werden
ähnliche Fälle unterschiedlich behandelt.
- Fehlende Spezialisierung: Viele Richter und
Rechtspfleger haben wenig Erfahrung mit komplexen erbrechtlichen
Fragen.
- Überlastung: Durch Personalmangel und steigende
Fallzahlen kommt es zu Verzögerungen.
Diese Probleme führen dazu, dass Erben und Testamentsvollstrecker unsicher
sind und oft rechtliche Unterstützung benötigen.
Kritik an der geplanten Zuständigkeitsverlagerung
Der Gesetzgeber plant, mehr Aufgaben von Richtern auf Rechtspfleger zu
übertragen. Doch diese Reform stößt auf Kritik, insbesondere von der
Arbeitsgemeinschaft Erbrecht im DAV.
Warum die geplante Reform problematisch ist:
- Komplexität erbrechtlicher Fälle: Erbstreitigkeiten,
Testamentsauslegungen und Fragen zur Testierfähigkeit erfordern
juristische Expertise.
- Fehlende Erfahrung der Rechtspfleger: Eine kurze
Fortbildung reicht nicht aus, um komplexe erbrechtliche Sachverhalte zu
beurteilen.
- Gefahr von Fehlentscheidungen: Unrichtige Erbscheine
können zu Vermögensverlusten führen, wenn „Scheinerben“ über das Erbe
verfügen.
- Marginalisierung der Richter: Wenn Richter nur noch
selten mit Nachlasssachen befasst sind, verlieren sie ihre
Fachkenntnis.
Die Stellungnahme von Julia Roglmeier
(Mitglied im Gesetzgebungsausschuss
Erbrecht des DAV) betont, dass eine pauschale Aufgabenverlagerung die
Qualität der Rechtsprechung gefährdet. Stattdessen sollte eine
Spezialisierung der Gerichte angestrebt werden.
Lösungsvorschläge für eine bessere
Nachlassgerichtsbarkeit
Anstatt Aufgaben einfach auf Rechtspfleger zu übertragen, wären folgende
Maßnahmen sinnvoll:
1. Schaffung spezialisierter Nachlassgerichte
- Vorbild Familiengericht: Ein „Großes Nachlassgericht“ könnte die
Kompetenz bündeln und für einheitliche Entscheidungen sorgen.
- Erfahrene Richter: Durch Konzentration auf Nachlasssachen könnten
Richter mehr Expertise aufbauen.
2. Bessere Fortbildung für Richter und Rechtspfleger
- Regelmäßige Schulungen: Erbrecht ist ein dynamisches Rechtsgebiet –
kontinuierliche Weiterbildung ist essenziell.
- Praktische Fallübungen: Simulationen von Erbstreitigkeiten könnten die
Entscheidungsqualität verbessern.
3. Digitalisierung der Gerichte
- Elektronische Akten: Schnellere Bearbeitung durch digitale
Prozesse.
- Online-Antragsverfahren: Erbscheinsanträge könnten beschleunigt
werden.
Praktische Tipps für Versicherte und Erben
Die aktuellen Probleme der Nachlassgerichte haben direkte Folgen für Erben
und Testamentsvollstrecker:
Für Erben:
- Lange Wartezeiten: Erbscheine und Testamentsvollstreckerbestellungen
verzögern sich.
- Rechtliche Unsicherheit: Uneinheitliche Entscheidungen führen zu
Streitigkeiten.
- Risiko von Fehlentscheidungen: Falsche Erbscheine können zu
finanziellen Verlusten führen.
Für Testamentsvollstrecker:
- Verzögerte Amtsübernahme: Ohne Bestellungsbeschluss können sie nicht
handeln.
- Haftungsrisiken: Fehlentscheidungen der Gerichte können zu
Schadensersatzansprüchen führen.
Was Erben und Testamentsvollstrecker tun können:
- Rechtliche Beratung einholen: Rechtsanwälte, bzw. Fachanwälte für
Erbrecht können helfen, Fehler zu vermeiden.
- Erbausschlagung prüfen: Falls die Erbschaft mit Schulden belastet ist,
kann eine
Erbausschlagung sinnvoll sein.
- Testament klar formulieren: Unklare Verfügungen führen zu
Streitigkeiten.
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